Die angesichts der Enthüllungen über verachtungswürdige rechtsextremistische Deportationsfantasien ins Gespräch gekommene vermeintlich schweigende Mehrheit war für Nicol Ljubić ein unsichtbar machender Begriff. Er fragte sich, ob die angeblich sprachlosen Menschen in seiner Nachbarschaft erkennbar zu machen seien.
Der seit 1999 im Bötzowkiez wohnende Journalist und Schriftsteller sprach darauf Nachbarn und Freunde an, schrieb zahlreiche E-Mails und stieß auf viel Resonanz. Ihn erreichten in kürzester Zeit fast 200 Reaktionen. So entstand die Idee für die Lichterkette in der Bötzowstraße – sonntags um 18 Uhr.
Erstmals am 21. Januar folgten fast 500 Kiezbewohner seinem Aufruf „Licht im Dunkeln: Unsere Straße bleibt hell!“, den auch wir als Nachbarschaftsverein Pro Kiez unterstützen. Nicht jedes Mal waren es dann bisher so viele Leute. Das kann Nicol Ljubić jedoch ebenso wenig entmutigen wie hier und da ein Abreißen seiner an Haustüren befestigten Bekanntmachungen.
Aufrufe zu verteilen, die Aktion bei der Polizei anzumelden – all das zu organisieren, war für Ljubić eine neue Erfahrung. Inzwischen bildete sich bereits eine Messengergruppe, wo 15 Aktive aus dem Flora-, Wins- und Helmholtz-Kiez ihre Erfahrungen mit ihm und seinen Helfern austauschen.
Die Aktion geht weiter. Mehr oder weniger schweigend. Nicol Ljubić sucht indes den Kontakt zu kulturell Aktiven im Kiez und drumherum. Das Posaunenorchester der Advent-Kirche in der Danziger Straße und den Jedermann-Chor von Pro Kiez konnte er schon zum Mitmachen in der Lichterkette gewinnen. Almut Schröter